Was die Trump Towers-Architektur über Donald Trump verrät
Aus dem Newsletter der VFA Hessen: Ausgerechnet ein Mann, der mit rücksichtsloser Immobilienpolitik sein Vermögen gemacht und damit ganze Bevölkerungsgruppen aus den Innenstädten vertrieben hat, wird zum Hoffnungsträger der Opfer der Immobilienkrise. Niklas Maak von der FAZ analysiert die Trump-Architektur und kommt zu interessanten Ergebnissen.
Die neuen „Trump Place“-Türme stehen direkt am Hudson River in New York, zwischen der 59. und der 72. Straße. Früher war diese Gegend der Stadt, die Riverside South, ein Industriegebiet. Trump wollte hier schon in den siebziger Jahren eine „Television City“ mit Studios, Shopping Mall und teuren Apartments bauen, aber erst vor kurzem wurde das Drei-Milliarden-Dollar-Projekt fertiggestellt. Die Kaufpreise für eine Wohnung starten bei mehr als 20000 Dollar pro Quadratmeter. Proteste gegen die Luxusapartments haben dazu geführt, dass immerhin zwölf Prozent der Wohnungen affordable sein müssen. Wie alle Trump-Projekte ist es eine Mischung aus gediegenem Allerweltsdesign außen und, wie es im deutschen Online-Magazin „Live fine“ heißt, „Wertigkeit“ innen (damit ist „hochwertig“ gemeint, man sagt aber neuerdings nur „-wertig“, als ob man sich die Option offenlassen wollte, hinterher doch noch heimlich ein „minder-“ davorzusetzen). Zur „Wertigkeit“ gehören innen Marmor und Mahagoni und außen Fassaden aus Sandstein und dünnem Klinker im gediegenen internationalen Business-Look. Es ist ein Charakteristikum der Trump-Türme, dass sie überall stehen könnten.
Auf welchem Kontinent man ist, verrät einem ihre Architektur nicht – man ist in der globalen Trump-Welt, die man unter einem verchromten Trump-Schriftzug auf goldenem Grund betritt. Als gebaute Soziogramme einer privilegierten oberen Mittelschicht sind die Trump-Gebäude von innen nach außen, vom Komfort-, Sicherheits- und Repräsentationsbedürfnis ihrer Bewohner, nicht aber von der Stadt her gedacht, der gegenüber sie sich offen autistisch verhalten: Auf Trumps Website werden die Wohnungen im Trump World Tower angepriesen als „oversized residences“ mit Marmor und Walnussholzböden: Übergröße, schiere Materialmassen und persönliche Ausdehnung sind Statussymbole, außen reichen Allerweltsfassaden. Sie sind die Echtmarmorversion der typischen amerikanischen Hotels und Autos: außen Plastik und abgedunkelte Scheiben, innen viel Platz, Leder und falsches Holz. Hauptsache, von allem viel, geteilt wird nichts. Es ist die gleiche komfortorientierte Expansionsästhetik, die dem Land seine CO2-Bilanz und die Immobilienkreditkrise eingebrockt hat.
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Bildquelle: www.trumptowerny.com
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